Privatsphäre im Aussenraum – häufig unterschätzt, aber für die Wohnqualität unerlässlich

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Privatsphäre hört nicht am Fenster auf: Warum ist sie auch im Aussenraum so wichtig und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

Der Ruf nach verdichtetem Bauen wird stetig lauter: Verdichtung soll die zunehmende Zersiedelung verringern, ohne dass die Wohnqualität darunter leidet – eine Gratwanderung. Denn je mehr Menschen auf der gleichen Fläche wohnen, umso höher das Risiko, dass das individuelle Wohlbefinden darunter leidet. Abhilfe schafft eine kluge Siedlungsplanung, die nicht nur ausreichend Freiflächen, sondern auch eine attraktive Infrastruktur bietet, so dass ein lebendiges Quartierleben entstehen kann. Das Stichwort heisst «15-Minuten-Stadt», wo alles Nötige innerhalb von 10 bis 15 Gehminuten erreichbar ist. Doch sind Freiräume und Infrastruktur noch keine Garantie für eine hohe Aufenthaltsqualität in dicht bebauten Siedlungen – genauso wichtig ist die Privatsphäre im Aussenraum.

Pufferzonen zwischen Gebäude und öffentlichem Raum

Sie beginnt mit der Architektur. Ungünstig sind beispielsweise Bauten, deren Fassaden quasi direkt bis zum öffentlichen Raum reichen – hier sprechen Fachleute von «Hard Edges». Besser als solche harten Übergänge sind Bauten mit Pufferzonen, die zwischen Wohnungen und Strassenraum etwas Platz lassen. Diese Vorzonen sind beispielsweise als Grünstreifen mit halbhohen Hecken gestaltet, die zwar etwas abschirmen, aber ausreichend einsehbar sind (siehe auch Infobox). Davon profitieren insbesondere Wohnungen in den unteren Etagen.

Diese Art der Architektur ist keine neue Erfindung – im Gegenteil: Wer zum Beispiel durch die Heimatrasse im Zürcher Seefeld spaziert, wird das Konzept in dieser von 130-jährigen Mehrfamilienhäusern gesäumten Wohnstrasse wiedererkennen. Doch auch von modernen Wohnbauten und Überbauungen gibt es zahlreiche gute Beispiele für «Soft Edges».

Privatsphäre auf Balkon und Sitzplatz

Neben der Umgebungsgestaltung ist auch der private Aussenraum ein zentraler Faktor für Privatsphäre. Balkone und Sitzplätze sollten so gebaut sein, dass man sich auch draussen wie zuhause fühlt – und nicht wie in der Öffentlichkeit. Balkone, die von der Strasse her und auch von Nachbarn komplett einsehbar sind, werden von den Bewohnern häufig mit Schilfrohrmatten und Ähnlichem «privatisiert» – was auf Kosten der Gesamtästhetik geht. Besser ist es, den berechtigten Wunsch nach Privatsphäre einzuplanen, sei es in Form von blickdichten Balkonbrüstungen, sei es in Form von architektonischen Lösungen wie Loggias.

Sozialkontakte müssen möglich, aber freiwillig sein

So paradox es klingt: Auch Gemeinschaftlichkeit schafft Privatsphäre. Denn das Gefühl, fremden Blicken ausgeliefert zu sein, sinkt, wenn sich die Nachbarn näherstehen und einander sympathisch sind. Deshalb sollte bei aller Privatsphäre auch ein lebendiges Siedlungsleben gefördert werden, etwa in Form von Grünzonen, Sitzgelegenheiten, Spielplätzen und Gemeinschaftsräumen. Über allem sollte das Ziel stehen, dass Menschen ihre sozialen Kontakte selbst regulieren können – und weder von ihnen ausgeschlossen werden noch sie aufgezwungen bekommen.

Einbrecher arbeiten gerne unbeobachtet
Was hat Privatsphäre mit Einbruchschutz zu tun? Eine Menge: Denn mehr Privatsphäre kann heissen, dass sich Einbrecher ungestörter fühlen. Sie bevorzugen Fenster und Türen, die vor Einblicken geschützt sind. Auch dem allgemeinen Gefühl von Sicherheit können unübersichtliche Stellen und dunkle Ecken abträglich sein. Bei der Gestaltung des Aussenraums gilt es deshalb, die Anforderungen an Privatsphäre, Sozialkontakte und Sicherheit in eine Balance zu bringen.

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