Unsere Umgebung – insbesondere die bebaute Umwelt – beeinflusst unsere Gefühle. Wie wirken Gebäude und Räume auf unsere Psyche?
Wer schon vor der jordanischen Felsenstadt Petra, im Mailänder Dom oder einem anderen spektakulären Bauwerk gestanden ist, weiss: Architektur kann intensive Gefühle auslösen. Erst recht, wenn es sich um Sakralbauten handelt. Doch nicht nur Kathedralen flössen Ehrfurcht ein. Auch ein Regierungssitz, die Vorhalle einer Bank oder ein überdimensionales Chefbüro wecken solche Gefühle.
Dieser psychologische Effekt ist bei den genannten Beispielen gewollt: Ein Gebäude oder Raum repräsentiert hier die Macht, die von seinem Besitzer ausgeht. Deshalb legen viele, vor allem grössere Unternehmen aus Branchen wie der Pharmaindustrie oder bei Finanz- und Versicherungsdienstleistung, Wert auf einen «repräsentativen» Hauptsitz: Das Gebäude soll den Erfolg oder den Einfluss eines Unternehmens, einer Institution oder auch einer Person widerspiegeln. Dies schafft bei Kunden, Gästen, Geschäftspartnern positive Emotionen. Aber wieso eigentlich?
Jede Umgebung löst eine Reaktion aus
«Räume sind immer Gefühlsräume», erklärt Barbara Perfahl in ihrem Buch «Ein Zuhause für die Seele». Jede Umgebung, also auch die gebaute Umwelt, löst in Menschen eine emotionale Reaktion aus. Betreten wir ein Gebäude, das wir nicht kennen, fühlen wir sofort etwas – zum Beispiel Entspannung, Unbehagen oder – wie in den Beispielen oben – Ehrfurcht. Das hängt unter anderem davon ab, ob eine einladend-warme oder abweisend-kalte Atmosphäre herrscht, ob es ruhig oder laut ist, ob der Raum grosszügig oder beengt aussieht. Eine unordentliche, laute Umgebung zum Beispiel löst bei den meisten Menschen Stress aus.
Wir bevorzugen eine komplexe Umwelt
Aber auch eine allzu reizarme Umgebung empfinden wir als unangenehm. Denn Menschen bevorzugen in ihrer Umwelt eine gewisse Komplexität – wie sie auch in der Natur vorkommt. So weckt zum Beispiel eine monotone Aussenfläche ohne Bäume, Stauden, Wege und Unebenheiten eher Unbehagen.
Eine Umgebung muss abwechslungsreich sein, damit sie als anregend empfunden wird. Deshalb verlaufen zum Beispiel die Wege in vielen Parks nicht gerade, sondern mäandrieren. Warum, beschreibt die Wohn- und Mobilitätsforscherin Dr. Antje Flade im Buch «Wohnen psychologisch betrachtet»: «Wege, die nicht gerade verlaufen, sondern kurvig und durch Sichthindernisse verdeckt sind, besitzen ein hohes Anregungspotenzial. Sie sind «mysteriös», was zum Erkunden motiviert.»
Was Vandalismus mit Architekturpsychologie zu tun hat
Monotone Umgebungen, die wenig Freiraum bieten, sind häufiger von Vandalismus betroffen. Die Erklärung aus der Architekturpsychologie: Eine reizarme Umwelt wird durch Zerstörung komplexer gemacht oder auch «angeeignet». Aneignen ist ein zentraler Begriff der Architekturpsychologie und bedeutet: Wir fühlen uns erst wohl, wenn wir ein Zuhause nach unseren Vorstellungen gestalten und einrichten können. Im öffentlichen Aussenraum ist dies nur beschränkt möglich, doch wirkt hier eine komplexe, naturnahe Gestaltung vorbeugend. Und: Je stärker die Menschen ihre Umgebung beeinflussen können, desto mehr fühlen sie sich damit verbunden und tragen ihr Sorge.
Mit Architektur zu einer zielgruppenorientierten Positionierung
Egal, ob ein Neubau, ein Umbau oder eine Sanierung ansteht: Es ist wichtig, die Wirkung des Gebäudes auf seine Zielgruppen und andere Anspruchsgruppen bei jeder Massnahme mitzudenken und einzuplanen. Je nach Funktion des Standorts haben selbst Betriebe aus der gleichen Branche unterschiedliche Anforderungen, was die Zielgruppenbestimmung in der Phase der strategischen Planung bei der Immobilienentwicklung so wichtig macht. Unsere Expertinnen und Experten bei Avobis können Sie darin in jedem Fall unterstützen – beim Konzept ebenso wie in der praktischen Umsetzung. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
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